Die Wahrheit über schlechtes Essen, fette Frauen und gutes Aussehen:

Was ist eigentlich eine “Skinny Bitch”? Eine dünnes Luder, magere Tussi oder eine dürre Schlampe? Das alles sind Begriffe, die Frauen gern still und heimlich denen zuwerfen, auf die sie im Grunde genommen neidisch sind. Neidisch, weil sie mit ihrer knackigen Figur anmutig durchs Leben stöckeln und alle um sich herum in den Schatten stellen. Eine “Skinny Bitch” ist also das, was viele junge Frauen gern selbst wären, sofern man den Begriff nicht mit strengen Diäten und Magerkuren verbinden würden.
Dass es direkt auf dem Cover von Rory Freedmans und Kim Barnouins Buch „Skinny Bitch“ heißt „Schlanksein ohne Hungern!“, das ist natürlich ein cleverer Marketingtrick. Denn wo heißt es sonst schon, dass man ohne zu hungern „skinny“ werden könnte? Meist ist doch von einem normalen Durchschnittsgewicht die Rede. Skinny bitches sehen aber nicht normal aus. Sie sind außergewöhnlich sexy und haben nichts mit der Brigitte Diät oder den durchschnittlichen Weight Watchers Models zu tun.

In Wirklichkeit ist dieses Buch aber keine direkte Anleitung zur weiblichen Traumfigur und demnach auch nicht nur für Frauen interessant. Es ist ein geschickt verpackter Aufruf, sich kritisch mit der Lebensmittelindustrie auseinanderzusetzen und sich vegan zu ernähren. Die Hauptaussage ist, dass man nur schlank werden kann, wenn man von Kopf bis Fuß gesund ist. Schwimmringe und Schwabbelpopos werden mit Krankheit assoziiert. Und was muss man tun, um absolut gesund und damit auch schlank und fit zu werden? Man muss Kaffee, Alkohol, Junk Food, Zucker, Milch und Fleischprodukte aus seinem Leben streichen.

So knallhart knallhart wird es einem natürlich nicht sofort um die Ohren gefeuert. Wer hätte dann schon noch Lust, weiter zu lesen? Nein, die Autorinnen holen weit aus und nehmen sich in jedem Kapitel ein Problemnahrungsmittel vor, um zu erklären, wo hier der Hand begraben liegt.

Zucker ist Teufelszeug!

Beim Zucker erklären sie zum Beispiel, dass dieser nicht nur dick, sondern auch krank macht. Der normale weiße Haushaltszucker ist im Gegensatz zu Rohrohrzucker oder Agavendicksaft so weit verarbeitet, dass er nur noch aus leeren Kalorien besteht und dem Körper keinerlei Vitamine oder Mineralien liefert. Das sorgt für ein Ungleichgewicht des Blutspiegels, ein geschwächtes Immunsystem und auf die Dauer für eine vergrößerte Leber und Niere. Außerdem übersäuert Zucker den Körper und schafft damit den idealen Nährboden für Krebszellen.
Auch künstlich hergestellte Süßstoffe sind keine Alternative. Sie sind zwar kalorienfrei, bestehen aber aus sehr bedenklichen chemischen Substanzen. Früher war das Aspartam, das mittlerweile verboten wurde. Der neue Süßstoff Splenda enthält aber unter anderem Arsen und ist kein Stück gesünder. Es gibt sogar Selbsthilfe-Gruppen für Süßstoff-Opfer, die unter anderem an Schäden an Nervenzellen, Migräne, Unfruchtbarkeit, Erblindung, Gelenkschäden, Alzheimer, Krebs und Haarausfall leiden. An die breite Öffentlichkeit scheint das aber noch nicht gedrungen zu sein.

Ekelfleisch

Beim Thema Fleisch verweisen die Autorinnen auf eindeutige Studien, die zeigen, dass es unter Fleischessern mehr Krebsfälle gibt. Ein ganz ausführlicher Punkt ist natürlich das Leid und die katastrophalen hygienischen Bedingungen der Massentierhaltung. Damit Tiere in so einer Umgebung nicht nur überleben, sondern auch gedeihen, ist eine Vielzahl von Medikamenten notwendig. Mit jedem Stück Fleisch nehmen wir also auch Antibiotika, Pestizide, Steroide und Hormone zu uns. Nicht vergessen dürfen wir natürlich die Ekelskandale der letzten Jahren, die Vogel- oder Schweinegrippe.
Das Argument, Fleisch essen wäre ganz natürlich, wird von den beiden auch entkräftet. Zwar hat der Mensch es seit jeher getan, seine Anatomie ist dafür aber eigentlich nicht geschaffen. Unser Magen bildet im Gegensatz zu anderen Raubtieren nur wenig Salzsäure, die notwendig wäre, um Fleisch wirklich optimal zu verdauen. Wir haben weder große Zähne, noch die entsprechenden Klauen oder die körperliche Kraft, um ein Tier ohne Hilfsmittel zu jagen und zu erlegen. Einzig unsere Intelligenz hat es uns möglich gemacht. Unsere Intelligenz ist aber auch dafür verantwortlich, dass wir rauchen, Alkohol trinken und Drogen konsumieren. Das Fazit darf an dieser Stelle jeder für sich allein ziehen.
Fisch wäre zwar an sich gesund, aber sein Lebensraum ist es nicht. Fischfleisch ist mit Quecksilber, Chlordan, Dieldrin, Dioxin und Co. vergiftet. Auch strengste Kontrollen ändern nichts daran, dass unsere Meere nicht mehr sauber sind.

Milchprodukte? Ein Missverständnis

Auch die Sache mit der Milch ist ein großes Missverständnis. Ja, sie enthält viele Vitamine und Mineralstoffe, und ja, Babys werden damit ernährt. Kuhmilch enthält aber eine Zusammensetzung, die optimaler Weise nur auf Kälber zugeschnitten ist, und nicht auf Menschen. Und selbst ein Kalb trinkt keine Milch mehr, sobald es ausgewachsen ist. Rein natürlich war es einmal so vorgesehen, dass der Mensch nach dem Säuglingsalter keine Milch mehr verträgt. Bei den meisten Asiaten ist das auch der Fall, aber in der westlichen Welt fand eine Mutation statt – eben weil man nie mit dem Milchtrinken aufgehört hat. Nicht die Menschen, die von einer Laktoseintoleranz betroffen sind, sind also anders, sondern wir sind es.
Der erhöhte Proteingehalt in der Milch führt dazu, dass unseren Knochen Calcium entzogen wird, was wiederum Osteoporose fördert. Genau das Gegenteil von dem, was wir immer dachten. Das Erstaunliche: Die Studie, die diese Ergebnisse geliefert hat, wurde sogar von der Milchindustrie selbst finanziert … und dann totgeschwiegen.
Milch verschleimt den Darm und steht mit Akne, Eisenmangel, Verdauungsproblemen, Kopfschmerzen, Koliken, Übergewicht, Herzerkrankungen, Krebs und Ohreninfektionen in Verbindung.
Selbst wenn Milch in ihrer reinsten Form gesund wäre, ist sie es spätestens nach dem Erhitzen nicht mehr, weil alle Enzyme zerstört wurden. Aber wegen all der Bakterien und den vielen entzündeten Eutern der Milchkühe, die dauerträchtig und lebende Milchbars sind, bleibt einem nichts anderes übrig, als das Lebensmittel zu pasteurisieren.

In den weiteren Kapiteln wird mit allerlei Vorurteilen abgerechnet und die Proteinlüge aufgedeckt. Wichtig zu wissen ist natürlich auch, warum wir uns nur auf uns selbst verlassen können und warum Ärzte und die Gesundheitspolitik uns nicht helfen können oder wollen. Ja, eigentlich müsste man daran interessiert sein, Gelder im Gesundheitssystem einzusparen, Die traurige Wahrheit ist aber, dass unsere westliche Welt von der Wirtschaft regiert wird. Was würde passieren, wenn ab sofort niemand mehr Joghurts, Käse, Fertigprodukte, Zucker, Fleisch und Co. kaufen würde? Die Supermärkte könnten ja komplett schließen, da so gut wie jeder Artikel irgendwelche tierischen Inhaltsstoffe enthält. Niemand ist an einem Wirtschaftscrash interessiert. Ganz deutlich macht das das Beispiel Stevia: Stevia ist eine Süßpflanze mit der man wunderbar leckere Süßspeisen herstellen kann. Sie enthält keine Kalorien und ist im Gegensatz zu Süßstoffen absolut natürlich und wird von vielen Völkern der Erde seit jeher konsumiert. In Europa darf diese Pflanze jedoch nicht als Lebensmittel vertrieben werden. Offizielle Begründung: Sie wurde noch nicht genug erforscht. Die Wahrheit ist natürlich, dass ein gesunder und kalorienfreier Süßstoff die Zuckerindustrie von heute auf morgen in die Knie zwingen würde.

Das gleiche gilt für die Milch. Um Konsumenten auch weiterhin an das Produkt zu binden, wird fälschlicher Weise mit dem Gesundheitsfaktor geworben. Die Amerikaner sind uns da einen Schritt voraus. Bei ihnen ist es mittlerweile verboten, Milch als gesund darzustellen. Aber dennoch, Aufklärung über die wirkliche Gefahr liegt nicht im Sinne der Öffentlichkeit. Was Ärzte betrifft, so heißt es im Buch, dass diese kaum mehr über Ernährung verstehen, als jeder andere. Im Medizinstudium widmet man sich dem Thema nur kurz und oberflächlich.

Am Ende lassen uns Rory Freedman und Kim Barnouin natürlich nicht mit den ganzen neuen und schockierenden Wahrheiten allein. Sie zeigen uns wie unsere neue Ernährung aussehen könnte, indem Sie uns ausführlich einzelne Lebensmittel und Wochenpläne auflisten. Dort sieht man sofort, wie groß die Vielfalt eigentlich noch ist und dass man wirklich auf fast nichts verzichten muss, wenn man ein bisschen kreativ wird.
Einziger Kritikpunkt, den ich hier anbringen würde: Sie legen sich zu sehr auf Sojaprodukte fest. Ja, Soja bietet einen tollen Fleischersatz und kommt heutzutage in unzähligen Variationen daher, als Geschnetzeltes, Grillkäse, Bratwurst usw.
Aber zum einen gibt es noch viele andere Fleischersatzprodukte, auf die gar nicht eingegangen wird, und zum anderen ist auch Soja in größeren Mengen wegen seiner hormonellen Wirkung umstritten.

Fazit

Unterm Strich handelt es sich bei „Skinny Bitch“ ansonsten um ein ausgezeichnetes Buch, das mit frechen Sprüchen, vielen Tritten in den Allerwertesten und kleinen Provokationen auf das aufmerksam macht, vor dem die meisten von uns gern die Augen verschließen. Die Autorinnen bringen ein bisschen Licht in den Dschungel und geben dafür auch hervorragende Quellen an. Die letztendliche Wertschätzung des Buches hängt natürlich davon ab, inwieweit der Einzelne gewillt ist, den aufgeführten Dingen Glauben zu schenken. Die Argumentation ist aber erdrückend. Denn es gibt zwei entscheidende Gründe, sich vegan zu ernähren, die nichts mit Umweltbewusstsein, Hippiedenken und Tierliebe zu tun haben: Gesund zu bleiben und eine Skinny Bitch zu werden.