Den dritten Sommer in Folge kämpfe ich im Jungle von Australien ums nackte Überleben. Leider neigen die meisten Leser dazu, einen 800-Seiten-Schmöker gleich durch´s Raster fallen zu lassen. Ein Prolog und zwei ausführliche Kapitel lassen auch kaum Schlüsse auf das zu erwartende Abenteuer zu.
Man erfährt Hintergründe, die im Verlauf des Buches von Bedeutung sind und außerdem nimmt sich die Autorin viel Zeit, die Charaktere zum Leben zu erwecken – zeigt sie im Heute und in der Vergangenheit. Man lernt die Personen tiefgründig und mitsamt „Leiche im Keller“ kennen. Wer sich eher zur ungeduldigen Leserschaft zählt, den werden die ersten 120 Seiten auf die Probe stellen. Will man doch endlich Action haben und nicht die Probleme Superreicher wälzen, auch wenn der Text flüssig zu lesen ist. Aber die Warterei und der Input lohnen sich. Ist der Leser erst mal auf Paui angekommen, erlebt er Inselidylle pur. Shirleys´ bildhafte Sprache sorgen im gesamten Roman für lebhafte Vorstellungskraft. Während man von einsamen Stränden und aquamarinblauem Meer, Kokosnussbäumen und versteckten Wasserfällen träumt, weicht die Urlaubsstimmung brutalen und verstörenden Szenen. Ich atme jedesmal auf, wenn ich endlich mit den Überlebenden in die Dunkelheit des Jungles flüchten darf – und der heißt nicht umsonst „grüne Hölle“. Soviel zum Feeling des Buches.
Zur Handlung halte ich mich kurz, da ich Gefahr laufe zu viel zu verraten. Die Nexus Mining Company läßt auf Paui – auf der die Bevölkerung glaubt, der Tauschhandel „Radiogerät gegen echte Perlen“ wäre ein gutes Geschäft – ein Luxushotel errichten. Die ausgebufften Konzernoberhäupter reisen mit ihren versnobten Frauen ins Inselparadies. Dort treffen sie auf ein natives, unberechenbares Volk. Was nach einem erfolgversprechenden Deal aussieht, endet blutig. Wer übrig bleibt, flüchtet vor den Soldaten in den Jungle. Und ab hier: Viel Spaß beim Survivaltrip!
Wer über den Tellerrand eines Taschenbuches hinausblicken und lernen möchte, wie man einem Ableben fernab der Zivilisation entgehen kann, wird mit „Die Insel der fünf Frauen“ reichlich belohnt. Bis zur letzten Seite pumpt die Autorin Adrenalin in ihre Story. Leider ist das Buch nur noch gebraucht über die gängigen Shoppingseiten erhältlich. Auf Englisch ist es als E-Book erschienen, hab´ ich aber nicht gelesen.