Das Buch ist in aller Munde und zu kaum einem Wälzer fallen die Meinungen und Kritiken so unterschiedlich aus: „Shades of Grey“. Jeder will es lesen und muss es sofort haben. Zugegeben, auch wenn der Roman nicht unbedingt in mein favorisiertes Genre fällt, wurde auch ich neugierig und so landete der erste Teil der Buchreihe „Shades of Grey – Geheimes Verlangen“ für 9,99 Euro in meinem Warenkorb.

Zum Inhalt: Anastasia, auch Ana genannt, ist zarte 21 Jahre alt, Literaturstudentin und ist in Sachen Liebe und Männern reichlich unerfahren. Als ihre Freundin Kate krank wird, muss sie für die Uni-Zeitung ein Interview mit einem Mann führen, der nicht nur steinreich und höchst attraktiv, sondern auch noch unverschämt selbstbewusst ist: Christian Grey.

Von der ersten Minute an fühlt sich Ana von dem düsteren wie auch anziehenden Mann in den Bann gezogen und auch Christian ist merklich von dem unschuldigen Wesen der jungen Studentin fasziniert. Wie es der Zufall so will, sollte dies nicht die letzte Begegnung der Beiden gewesen sein. Und als Christian kurze Zeit später wieder vor Ana steht, kann sie sich Ihrer Gefühle nicht mehr erwehren und lässt sich auf eine verhängnisvolle Beziehung zu dem geheimnisvollen Unternehmer ein. Ab diesem Zeitpunkt ist nichts mehr wie zuvor, denn Christian hat in Ana eine Seite geweckt, die sich nun nicht mehr verdrängen lässt.

Sie wird in eine dunkle und wahrlich „fesselnde“ Welt der Liebe geführt, vor der sie einerseits zurückschreckt, der sie sich zugleich jedoch nicht entziehen kann. Eine Welt, die alles außer Kuschelsex beinhaltet. Die Welt des BDSM.

Behutsame Darstellung eines pikanten Themas mit so einigen Klischees

Obwohl E. L. James in „Shades of Grey – Geheimes Verlangen“ ein sehr pikantes Thema behandelt, überzeugt sie mit einem charmanten Schreibstil und versteht es, diese ungewöhnliche Beziehung behutsam und mit all ihren dunklen und hellen Seiten darzustellen.

Auch die Charaktere sind sehr gelungen und haben allesamt einen besonderen Hintergrund. Da die Geschichte durchgängig aus Anas Perspektive erzählt wird, kann sich der Leser sehr gut in ihre Gefühlswelt hineinversetzen und ihre Unsicherheiten sowie manche Widersprüchlichkeiten gut nachempfinden. Die Tatsache, dass Ana lediglich Vermutungen über den ominösen Christian anstellen kann, lassen Grey stets undurchschaubar und interessant erscheinen.

Trotz des flüssigen und klaren Schreibstils wird der Roman zweifelsohne nicht den Geschmack jeden Lesers treffen. So greift E. L. James nicht selten zu Überspitzungen, die so manche Verhaltensweise schon unrealistisch erscheinen lassen. Die beispielsweise unschuldige Ana wirkt teilweise schon übertrieben unsicher und geht dem Leser mit ihrer beinahe kindlichen Naivität streckenweise schon ziemlich auf den Keks.

Auch Leser, die hoffen, durch diesen Roman mehr über die Hintergründe, Entstehung und Neigungen im Bereich BDSM zu erfahren, werden bitter enttäuscht. Denn außer ein paar neckischen Patschi-Patschi mit der Reitgerte, geht es hier um ganz normalen Sex und das in allen möglichen Stellungen. Gähn.

Fazit: Netter Unterhaltungsfaktor – das Verlangen hält sich jedoch in Grenzen

Insgesamt fällt „Shades of Grey – Geheimes Verlangen“ wohl in die Kategorie „leichte Literatur zum Schmunzeln“, bei der jeder herausfinden sollte, ob sie zu einem passt oder nicht. Trotz einiger Nervigkeiten lässt sich der Unterhaltungsfaktor nicht abstreiten und so wird der Roman so manchen Tag auf der Couch durchaus bereichern.