Sebastian Fitzek ist der Popstar der deutschen Literaturszene. Und das liegt nicht nur daran, dass er unglaublich sympathisch, locker, humorvoll und sehr medienaffin ist. Nein, es liegt daran, dass jedes einzelne seiner Bücher zum Bestseller wurde. Psychothriller-Autor Sebastian Fitzek ist ein Phänomen.
… und das ist meiner Meinung nach mehr als verwunderlich!
Denn jetzt mal Butter bei de Fische: Fitzek’s Romane sind meiner Meinung nach mäßig bis mittelmäßig und strotzen überwiegend vor Logikfehlern. Ich habe mehr als nur einen Roman gelesen und konnte am Ende nur feststellen: „Kennste einen, kennste alle.„
Die Hauptfiguren in Fitzek’s Romanen sind Männer in ihren 30ern, alle wohnhaft in Berlin. Sie heißen Robert Stern, Viktor Larenz, Marc Lukas oder Alexander Zorbach, sind Psychiater oder Rechtsanwälte. Aber eigentlich sind sie alle ein und dieselbe Person: Platt, eindimensional und nur Schachfiguren in einem großen Konstrukt. Fitzek dichtet ihnen immer mal wieder andere Familienverhältnisse und andere Vergangenheiten an, das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass seine Charaktere niemals lebendig werden.
Aber seien wir mal nicht päpstlicher als der Papst: Das alles wäre ja leicht zu verzeihen, wenn seine Stories nur im Ansatz das halten, was sie versprechen. Und sie versprechen viel, oh ja! Sie klingen in ihrer Zusammenfassung so spannend, dass man gar nicht anders kann, als ins Bücherregal zu greifen und das Buch zu kaufen.
Da geht es um ein Kind, was behauptet, in einem früheren Leben ein Serienmörder gewesen zu sein. Niemand glaubt ihm. Bis der Junge einen Ort nennt, an dem er meint, ein früheres Opfer versteckt zu haben. Und tatsächlich: Genau an dieser Stelle findet man wenig später eine Leiche.
Oder um einen Mann, der eine Amnesiepille schlucken will, um alles vergessen und noch einmal ganz von vorn anfangen zu können. Denn er kommt über den Tod seiner verstorbenen Frau und seinem ungeborenen Kind einfach nicht hinweg. Obwohl er diese Tablette nie geschluckt hat, beginnt sein Leben plötzlich aus den Fugen zu geraten. Nicht er vergisst, alle anderen scheinen ihn vergessen zu haben. Niemand erinnert sich mehr an sein Gesicht, er kommt in seine Wohnung, sein Handy funktioniert nicht mehr und Geld von seinem Girokonto kann er auch nicht abholen.
Das Beste an allem: Sebastian Fitzek verspricht uns, dass es am Ende immer eine logische Auflösung geben wird. Trauriger Weise ist das nicht wahr! Und der Leser, der sich darauf verlässt und hofft, dass kurz vor Schluss doch noch alles verständlich wird, der wird bitter enttäuscht werden.
Sebastian Fitzek schreibt flüssig und versteht es, sehr viele Schock- und Gruselmomente mit einzubauen. Am Ende jedes Kapitels steht dann der große Cliffhanger, so dass man gar nicht anders kann, als von wilder Neugier getrieben durch die Seiten zu rasen. Es ist spannend! Ja, das stimmt tatsächlich. Nur ist es eine künstlich erzeugte Spannung, da Fragen gestellt werden, auf die wir niemals eine befriedigende Antwort bekommen. In den ersten zwei Dritteln funktionieren die Romane also wirklich wunderbar. Der Leser ist mit allem versöhnt und staunt nicht schlecht über die ganzen Geschehnisse. Das ein oder andere Mal wird er sich vielleicht die Frage stellen, worauf das wohl hinauslaufen könnte oder wie der Autor sich da wieder rausschlängeln will, aber das macht das Ganze ja nur noch interessanter…
Bis er dann an den letzten Seiten angelangt ist und sich fragt: „Das ist es also? Bist Du Dir sicher? Das kann doch nicht Dein Ernst sein.„
Denn um einmal zu spoilern, es genauer zu erklären – in den meisten Fällen läuft es folgender Maßen ab:
Das Leben eines Mannes gerät außer Kontrolle. Innerhalb eines Zeitraums von vielleicht 1-3 Tagen (in denen er keinen Schlaf bekommt) geschehen schreckliche und unglaubwürdige Dinge. Er erhält geheime Nachrichten, sieht Dinge, die gar nicht da sein können und trifft auf Personen, bei denen er nicht weiß, ob sie gerade einer geschlossenen Anstalt entsprungen sind, oder ob sie die einzigen sind, die ihm jetzt noch helfen können. Der große Showdown ist dann ist nicht viel mehr, als ein „April, April, das alles war nur geträumt„.
Sebastian Fitzek baut ein riesiges Kartenhaus auf, was dann einfach so in sich zusammenfällt. Die gesamte Handlung ist nichts weiter, als billige Effekthascherei für etwas, das am Ende so simpel und so unglaubwürdig klingt.
Es gibt viele Kritiker, die an Fitzek’s Romanen genau das bemängeln und kurz und knapp auf den Punkt bringen, wie der Autor seine Leser hinters Licht führt und Versprechungen macht, die er nicht einhalten kann. Es ist wie mit einem dieser amerikanischen eBook-Produkte: Auf fünf Seiten wird in bester Verkaufsmanier erklärt, warum wir lesen sollten, was der Autor zu sagen hat, warum es unser Leben verändern wird und uns schöner, besser, reicher oder klüger macht. Das eigentliche Buch besteht dann aus einer Abhandlung der Dinge, die wir alle schon wussten: unendlich groß aufgeblasen und als größtes Geheimnis überhaupt verkauft. Man ist einfach enttäuscht.
Aber wie kommt es, dass auf einen Fitzek-Kritiker gleich drei fanatische Befürworter kommen? Wie kann es sein, dass dieser Mann so viele begeisterte Anhänger hat, die ihm das alles abnehmen? Selbst der anspruchsloseste Leser muss doch merken, wenn man ihn für dumm verkaufen will?
Ganz ehrlich? Ich weiß nicht, was da passiert. Man kann es nicht einmal auf die geschickte Marketing-Maschinerie schieben, denn sein erster Psychothriller „Die Therapie„ wurde in einer kleinen Auflage ohne große Werbegeschichten veröffentlicht. Es war tatsächlich die Mund-zu-Mund-Propaganda und die Begeisterung seiner Leser, die ihm zu seinem Erfolg verholfen haben. Mittlerweile konnte er auch schon die ersten Filmrechte verkaufen und seine Romane auf dem amerikanischen Markt positionieren. Ein unglaublicher Erfolg für Autoren, die nicht gerade Günter Grass oder Frank Schätzing heißen.
Wir können Euch aber nur davon abraten, die Bücher zur Hand zu nehmen. Oder seid zumindest so schlau und leiht sie Euch von Freunden oder in der Bibliothek aus, um kein Geld aus dem Fenster zu schmeißen.
Wer generell an solchen Psychothemen interessiert ist, sollte sich lieber Filme wie „The Game„, „Hide and Seek„ oder „The Sixth Sense„ anschauen. Von denen hat Sebastian Fitzek nämlich kräftig abgekupfert (oder um es in Autorensprache zu formulieren – sich inspirieren lassen). Der Unterschied ist, dass die Szenerie auf dem Bildschirm tatsächlich funktioniert und man als Zuschauer auf höchsten Niveau unterhalten, statt veräppelt wird.
Ihr könnt – wenn ihr denn wollt – die Romane von Sebastian Fitzek und weitere Bücher online bestellen. Beispielsweise über shopping.com oder Amazon.