Mit dem Herbst kommt auch die Zeit der Kälte und des Matschwetters, kurz: die optimale Zeit, sich bequem auf dem Sofa neuer Literatur zu widmen. Da ich viele meiner Wälzer schon in-und auswendig kennte, musste also ein neuer Roman her, mit dem ich mir ein paar schöne Stunden machen könnte. Es ging auf die Suche und nach kurzer Zeit stieß ich auf den Titel „Göttin in Gummistiefeln“, der mich schnell neugierig machte. Also landete das gute Stück für 8,95 Euro in meinem Einkaufswagen und meine Vorfreude stieg. Gut, zumindest die Gummistiefel passten ja zur Jahreszeit und Göttinnen sind wir doch irgendwie alle, oder?

Zum Inhalt: Die 29-jährige Samantha Sweeting ist der Inbegriff eines typischen Workaholics. Spaß, Freizeit und Privatleben sind gänzliche Fremdwörter für sie, vielmehr bestimmt der Drang nach Erfolg ihren Alltag. Ihr jahrelanger Fleiß soll nun endlich Früchte tragen, denn die engagierte Rechtsanwältin steht bereits kurz vor ihrem beruflichen Durchbruch: einer Partnerschaft mit Carter Spink, der wohl renommiertesten Anwaltskanzlei Londons.

Wäre da nicht ein kleiner, aber millionenschwerer Fehler, der Sam mitten auf der Zielgeraden ins Aus befördert. Ein wichtiger Antrag, den sie tatsächlich vergessen hat, fristgerecht einzureichen. Während ihre Träume wie Seifenblasen zerplatzen, ergreift Sam kurzerhand panisch die Flucht und steigt in den nächsten Zug, der sie geradewegs in ein wunderschönes Örtchen der englischen Provinz kutschiert. Noch völlig neben sich und auf der Suche nach einem Schlafplatz, findet sich die Karrierefrau kurze Zeit vor der Villa eines netten, reichen Ehepaars wieder, von dem sie durch eine Verwechslung für die neue Haushälterin gehalten wird. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die folgenreiche Verwechslungsgeschichte ihren Lauf.

Samantha, die den Irrtum anfänglich noch aufklären will, beschließt, sich kurzerhand dieser neuen Herausforderung zu stellen. Zwar hat sie nicht die geringste Ahnung vom Kochen oder Putzen, aber es wäre doch gelacht, wenn eine Harvard-Absolventin nicht auch mit links den Haushalt schmeißen könnte. Oder etwa nicht? Denn schnell zeigt sich, dass das neue Berufsfeld Samantha einiges an Improvisationsvermögen abverlangt und die einstige Perfektionistin von einem Missgeschick ins nächste schlittert. Doch glücklicherweise ist sie nicht auf sich allein gestellt, denn Nathaniel, der attraktiver Gärtner steht Samantha tatkräftig und stets mit einem Schmunzler zur Seite.

So findet sich die einstige Staranwältin immer mehr in ihre neue Rolle ein und beginnt sogar Gefallen an ihrem neuen Leben zu finden. Sie lernt, was es heißt zu leben, zu genießen und endlich wieder zu lieben. Und immer mehr stellt sie sich die Frage, ob ihr bisheriges Leben wirklich das ist, was sie eigentlich führen möchte.

Stil: Humor mit Tiefgang – aber auch vielen Stereotypen

Mit Samantha Sweeting schickt Sophie Kinsella eine Romanheldin ins Rennen, die nicht zuletzt wegen ihrer herzlichen Naivität und Liebenswürdigkeit im Nu das Herz der Leser*innen gewinnt.

Mit einer ordentlichen Prise Humor begleiten diese Samantha dabei, die alltäglichen Hindernisse und Hürden ihres ganz neuen Lebens zu meistern. Dabei begleiten sie auch die Verwandlung einer Protagonisten, die letztlich begreift, dass Glück nicht immer von Erfolg und Geld abhängt.

Auch die übrigen Nebenfiguren außerhalb Londons sind sehr liebenswert gezeichnet, sodass der Leser sich schnell in diese einfühlen kann.

Der Autorin gelingt eine Story, die nur so vor humorigen wie auch romantischen Szenen strotzt und dennoch nicht an der Oberfläche bleibt.

Neben der richtigen Mischung aus Humor, Romantik und Unterhaltung, wird „Göttin in Gummistiefeln“ jedoch zweifelsohne nicht den Geschmack jedes Lesers treffen. So sorgt Samantha mit ihrer teils kindlichen Naivität zwar für viele Lacher, dennoch erscheint eine solche Unbeholfenheit für eine hochintelligente Frau streckenweise nur wenig authentisch. Auch fällt schnell auf, dass die Geschichte nur so von dem Spiel mit Stereotypen lebt. So scheinen Erfolg und Privatleben grundsätzlich unvereinbar und natürlich ist es die Staranwältin, die letztlich für den Gärtner das Handtuch wirft. Tja, kommt uns das nicht bekannt vor?

Fazit: Ein unterhaltsames Lesevergnügen – kurzweilig aber witzig

Trotz einzelner Kritikpunkte bereitet „Göttin in Gummistiefeln“ ein wunderbares Lesevergnügen, das es versteht, seine Leser*innen zu unterhalten und zu amüsieren.  Zugegeben, der Roman zählt zwar nicht zu den Werken, welches man mehrfach liest, aber so mancher wird sich gerne mit einem Lächeln an das Buch zurückerinnern.