Als langjähriger Thrillerfan ist es nicht immer einfach, guten Lesestoff in die Finger zu bekommen, der noch zu überraschen weiß. Auf der Suche nach passender Herbstlektüre stieß ich sogleich auf den Titel „Die Mühle“ von Elisabeth Hermann. Ob ein Jugendthriller mit dem Urgestein an üblichen Thrillern mithalten kann? Ich war skeptisch, konnte bei dem düsteren Cover aber nicht widerstehen, einen Blick in den Wälzer zu wagen. Also landete das gute Stück für 17,99 Euro in meinem Einkaufswagen.
Lana ist eine unscheinbare Einzelgängerin und hat ihrer Heimat den Rücken gekehrt, um in Berlin zu studieren.
An der Uni trifft sie per Zufall auf Johnny, einem Mitglied von „The Court“, der angesagtesten Clique aus Lanas ehemaliger Schule.
Noch heute geht eine besondere Anziehung von Johnny aus und das trotz der Tatsache, dass er die junge Frau beinahe übersieht. In seiner Unachtsamkeit passiert ihm schließlich ein Missgeschick und er fällt so unglücklich, dass er verletzt in die Klinik muss. Lana eilt ihm sofort zu Hilfe und genießt die Nähe zu dem einstigen Schulschönling.
Da Johnny das Krankenhausbett fürs Erste hüten muss, überlässt er Lana als Dankeschön seinen Platz bei einem Wiedersehenstreffen in Karlsbad.
Dort soll ein Treffen von „The Court“ stattfinden, zu denen Lana als stilles Mauerblümchen nur neidvoll aufsehen konnte.
Obwohl sie dem Ganzen skeptisch gegenübersteht, siegt letztlich ihre Neugierde und sie nimmt die Einladung an.
Im tschechischen Karlsband angekommen, wird sie von der Clique nicht gerade willkommen geheißen und plant bereits am nächsten Morgen ihre Abreise.
Einzig den aufwendig organisierten Ausflug möchte sich die junge Frau nicht entgehen lassen. Eine Entscheidung, die sie schon bald bereuen soll, denn es mehren sich die Anzeichen, dass die Gruppe von einem Fremden beobachtet wird, der ein böses Spiel mit den einstigen Freunden treibt.
Nach und nach wird die Gruppe dezimiert und das vermeintlich harmonische Wiedersehen entpuppt sich als Höllentrip.
Und langsam aber sicher fragt sich die Clique, wer dieses tödliche Klassentreffen eigentlich organisiert hat.
Wenn das Grauen sich über die Hintertreppe anschleicht
Mit „Die Mühle“ liefert Elisabeth Herrmann einen packenden Jugendthriller, der seinem „großen Bruder“ spannungstechnisch in nichts nachsteht.
Bereits nach wenigen Seiten schafft die Autorin eine beklemmende und düstere Atmosphäre, die erahnen lässt, dass sich eine Katastrophe anbahnt. Mit einem Mal überschlagen sich die Ereignisse und der Leser bleibt ebenso atemlos zurück, wie die einzelnen Figuren.
Schließlich kommt ein tödliches Geheimnis der Gruppe zutage und der Roman entfaltet sich zu einer erschreckenden Geschichte.
Neben der Handlung weiß die Autorin auch mit plastischen Ortsbeschreibungen und vielschichtigen Charakteren zu überzeugen. So kann der Leser vor allem die Gefühle der Protagonistin Lana sehr gut nachvollziehen und fühlt sich selbst schnell als Teil des Geschehens.
Einzig ein paar einzelne Ideen wurden nicht bis zum Ende durchdacht, sodass bestimmte Passagen teilweise unvollständig wirken.
Hier hätten bestimmte Handlungsstränge ruhig weiter ausgebaut werden können, sodass im Ganzen keine Details ungeklärt bleiben.
Fazit: Ein packender Jugendthriller für die kalten Herbsttage auf der Couch