Meine beste Freundin hatte Geburtstag und als bekennende Leseratte bevorzugt sie insbesondere interessante Lektüre auf ihrem Geburtstagstisch. Während ich im Internet stöberte und schon einige Prachtexemplare für sie gefunden hatte, blieb mein Blick bei dem sehr provokativen Buchtitel „Abgeblitzt“ hängen. Im Nu landete das Buch für 9,90 Euro im Einkaufswagen und bereits 2 Tage später konnte ich es in den Händen halten. Bereits im Vorwort macht der Autor mit dem Satz „Wer keinen Korb riskieren will, muss sich von Frauen fernhalten, und das ist langfristig natürlich auch keine Lösung“ neugierig und liefert das passende Intro für die folgenden Kapitel.

In denen berichten nämlich 33 Männer über ihre Abfuhren und stellen sie den Lesern und der Nachwelt zum Nachlesen bereit. Sebastian Leber, der bis heute für den Tagesspiegel in Berlin tätig ist, hat aus diesen Geschichten ein ganzes Buch kreiert und liefert mit „Abgeblitzt“ sein Debüt als Autor.
In seinen 33 Geschichten entführt Sebastian Leber die Leser in die Gefühlswelt der Männer, die oft allerbeste Absichten hegen und  trotz ihrer Energie, Kreativität und Willen immer wieder bei dem weiblichen Geschlecht auf Granit beißen.

Es trifft die Herren im Job, in der WG, im Urlaub oder auch an außergewöhnlichen Plätzen, wie dem Spaßbad. Neben der Vielfältigkeit der Schauplätze wird nahezu kaum ein Typ Mann ausgelassen. Da gibt es zum Beispiel den 32-jährigen Dennis, der unglücklicherweise der Freundin seiner Freundin nicht widerstehen kann und nun die Quittung dafür bekommt. Trotz seines wenig ehrenhaften Fehltritts, erscheint es nahezu rührend, wie er alle Hebel in Bewegung setzt, um seine Freundin zurückzugewinnen und dabei auch vor den ausgefallensten Mitteln keinen Halt macht. Der 29-jährige Mike hätte eigentlich genug mit seiner Magisterarbeit zu tun, findet jedoch zunehmend Gefallen daran, sich zahlreichen Flirts im Internet hinzugeben. Dann gibt es noch den 24-jährigen PUA Richard, der Frauen völlig unbeschämt unterschiedlichen Kategorien zuweist, wie „Target“, „Hot Babe“ oder „Super Hot Babe“.
Der Student aus Leipzig gibt sich geschickt als WG-Interessent aus und hat es dabei eigentlich nur auf die Telefonnummer der Bewohnerin abgesehen.

Eins sei gleich gesagt: Nicht alle dieser Männer landen mit ihren Eroberungsversuchen auf der Nase, die Mehrzahl scheitert allerdings zum Teil so sehr, dass so mancher Leser sich vor Schmerz und Scham windet und den Protagonisten am liebsten schütteln möchte.
Natürlich lässt sich in einigen Geschichten eine Prise Originalität vermissen. Da die Episoden dem Leser jedoch vor allem lebensnah nähergebracht werden, lässt sich dieses Manko verzeihen.

33 Geschichten – lebensnah und doch skurill

„Abgeblitzt“ besticht durch einen lockeren und leichten Schreibstil und spricht durchaus für das journalistische Können des Autors. Durch eine gelungene Kombination aus Ironie, Witz und Charme verleitet das Buch zu so manchem Schmunzler, ohne dabei an Authentizität zu verlieren. Zugegeben, so manche Kurzgeschichten weisen vereinzelte Parallelen untereinander auf, was jedoch bei der Menge an Episoden nachvollziehbar erscheint.

Die Verschiedenheit der Charaktere verleiht dem Buch eine durchgängige Spannung und Abwechslung und weckt sowohl das Mitgefühl als auch die Schadenfreude der Leser.  Während einige Figuren absolut liebenswert gestaltet sind, schüttelt man bei manch selbstverliebtem Macho nur den Kopf.

Die Kapitel leben von feinen Beobachtungen, schönen Formulierungen und schrägen Gedanken, die der eigentlichen Thematik etwas an Ernsthaftigkeit nehmen. Aufgrund der Kürze der Kapitel eignet sich „Abgeblitzt“ als leichte Lektüre für zwischendurch oder als passende Unterhaltung für längere Bahnfahrten. Die Kapitelüberschriften sind knapp und aussagekräftig gehalten und machen neugierig auf die eigentliche Geschichte.

Fazit: Eine leichte Lektüre für Zwischendurch

Obwohl „Abgeblitzt“ klar als Unterhaltungslektüre dient, können doch beide Geschlechter etwas über die Grundregeln des Zusammenkommens aus den Geschichten mitnehmen.

Wenn auch „Abgeblitzt“ keine Weltliteratur ist, wird der Leser mit etwas Beobachtungsgabe auch die ein oder andere Lebensweisheit aus den Geschichten ziehen und sich vor allem besser in das andere Geschlecht einfühlen können.

Wer temporeiche, clevere Popliteratur mag, macht mit „Abgeblitzt“ den richtigen Griff.