{"id":94,"date":"2010-11-21T11:13:22","date_gmt":"2010-11-21T09:13:22","guid":{"rendered":"https:\/\/wl-buecherservice.de\/?p=94"},"modified":"2011-09-24T18:50:21","modified_gmt":"2011-09-24T16:50:21","slug":"sebastian-fitzek-bestseller-autor-by-mistake","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/wl-buecherservice.de\/sebastian-fitzek-bestseller-autor-by-mistake\/","title":{"rendered":"Das Ph\u00e4nomen Sebastian Fitzek: Bestseller-Autor by mistake?"},"content":{"rendered":"\"\"

Sebastian Fitzek ist der Popstar der deutschen Literaturszene. Und das liegt nicht nur daran, dass er unglaublich sympathisch, locker, humorvoll und sehr medienaffin ist. Nein, es liegt daran, dass jedes einzelne seiner B\u00fccher zum Bestseller wurde. Psychothriller-Autor Sebastian Fitzek ist ein Ph\u00e4nomen.<\/strong><\/p>\n

\u2026 und das ist meiner Meinung nach mehr als verwunderlich!<\/strong><\/p>\n

Denn jetzt mal Butter bei de Fische: Fitzek’s Romane sind meiner Meinung nach m\u00e4\u00dfig bis mittelm\u00e4\u00dfig und strotzen \u00fcberwiegend vor Logikfehlern. Ich habe mehr als nur einen Roman gelesen und konnte am Ende nur feststellen: „<\/span>Kennste einen, kennste alle.„<\/span><\/p>\n

Die Hauptfiguren in Fitzek’s Romanen sind M\u00e4nner in ihren 30ern, alle wohnhaft in Berlin. Sie hei\u00dfen Robert Stern, Viktor Larenz, Marc Lukas oder Alexander Zorbach, sind Psychiater oder Rechtsanw\u00e4lte. Aber eigentlich sind sie alle ein und dieselbe Person: Platt, eindimensional und nur Schachfiguren in einem gro\u00dfen Konstrukt. Fitzek dichtet ihnen immer mal wieder andere Familienverh\u00e4ltnisse und andere Vergangenheiten an, das t\u00e4uscht aber nicht dar\u00fcber hinweg, dass seine Charaktere niemals lebendig werden.<\/p>\n

Aber seien wir mal nicht p\u00e4pstlicher als der Papst: Das alles w\u00e4re ja leicht zu verzeihen, wenn seine Stories nur im Ansatz das halten, was sie versprechen. Und sie versprechen viel, oh ja! Sie klingen in ihrer Zusammenfassung so spannend, dass man gar nicht anders kann, als ins B\u00fccherregal zu greifen und das Buch zu kaufen.<\/p>\n

Da geht es um ein Kind, was behauptet, in einem fr\u00fcheren Leben ein Serienm\u00f6rder gewesen zu sein. Niemand glaubt ihm. Bis der Junge einen Ort nennt, an dem er meint, ein fr\u00fcheres Opfer versteckt zu haben. Und tats\u00e4chlich: Genau an dieser Stelle findet man wenig sp\u00e4ter eine Leiche.<\/p>\n

Oder um einen Mann, der eine Amnesiepille schlucken will, um alles vergessen und noch einmal ganz von vorn anfangen zu k\u00f6nnen. Denn er kommt \u00fcber den Tod seiner verstorbenen Frau und seinem ungeborenen Kind einfach nicht hinweg. Obwohl er diese Tablette nie geschluckt hat, beginnt sein Leben pl\u00f6tzlich aus den Fugen zu geraten. Nicht er vergisst, alle anderen scheinen ihn vergessen zu haben. Niemand erinnert sich mehr an sein Gesicht, er kommt in seine Wohnung, sein Handy funktioniert nicht mehr und Geld von seinem Girokonto kann er auch nicht abholen.<\/p>\n

Das Beste an allem: Sebastian Fitzek verspricht uns, dass es am Ende immer eine logische Aufl\u00f6sung geben wird. Trauriger Weise ist das nicht wahr! Und der Leser, der sich darauf verl\u00e4sst und hofft, dass kurz vor Schluss doch noch alles verst\u00e4ndlich wird, der wird bitter entt\u00e4uscht werden.<\/p>\n

Sebastian Fitzek schreibt fl\u00fcssig und versteht es, sehr viele Schock- und Gruselmomente mit einzubauen. Am Ende jedes Kapitels steht dann der gro\u00dfe Cliffhanger, so dass man gar nicht anders kann, als von wilder Neugier getrieben durch die Seiten zu rasen. Es ist spannend! Ja, das stimmt tats\u00e4chlich. Nur ist es eine k\u00fcnstlich erzeugte Spannung, da Fragen gestellt werden, auf die wir niemals eine befriedigende Antwort bekommen. In den ersten zwei Dritteln funktionieren die Romane also wirklich wunderbar. Der Leser ist mit allem vers\u00f6hnt und staunt nicht schlecht \u00fcber die ganzen Geschehnisse. Das ein oder andere Mal wird er sich vielleicht die Frage stellen, worauf das wohl hinauslaufen k\u00f6nnte oder wie der Autor sich da wieder rausschl\u00e4ngeln will, aber das macht das Ganze ja nur noch interessanter\u2026<\/p>\n

Bis er dann an den letzten Seiten angelangt ist und sich fragt: „<\/span>Das ist es also? Bist Du Dir sicher? Das kann doch nicht Dein Ernst sein.„<\/span><\/p>\n

Denn um einmal zu spoilern, es genauer zu erkl\u00e4ren \u2013 in den meisten F\u00e4llen l\u00e4uft es folgender Ma\u00dfen ab:<\/p>\n

Das Leben eines Mannes ger\u00e4t au\u00dfer Kontrolle. Innerhalb eines Zeitraums von vielleicht 1-3 Tagen (in denen er keinen Schlaf bekommt) geschehen schreckliche und unglaubw\u00fcrdige Dinge. Er erh\u00e4lt geheime Nachrichten, sieht Dinge, die gar nicht da sein k\u00f6nnen und trifft auf Personen, bei denen er nicht wei\u00df, ob sie gerade einer geschlossenen Anstalt entsprungen sind, oder ob sie die einzigen sind, die ihm jetzt noch helfen k\u00f6nnen. Der gro\u00dfe Showdown ist dann ist nicht viel mehr, als ein „<\/span>April, April, das alles war nur getr\u00e4umt„<\/span>.<\/p>\n

Sebastian Fitzek baut ein riesiges Kartenhaus auf, was dann einfach so in sich zusammenf\u00e4llt. Die gesamte Handlung ist nichts weiter, als billige Effekthascherei f\u00fcr etwas, das am Ende so simpel und so unglaubw\u00fcrdig klingt.<\/p>\n

Es gibt viele Kritiker, die an Fitzek’s Romanen genau das bem\u00e4ngeln und kurz und knapp auf den Punkt bringen, wie der Autor seine Leser hinters Licht f\u00fchrt und Versprechungen macht, die er nicht einhalten kann. Es ist wie mit einem dieser amerikanischen eBook-Produkte: Auf f\u00fcnf Seiten wird in bester Verkaufsmanier erkl\u00e4rt, warum wir lesen sollten, was der Autor zu sagen hat, warum es unser Leben ver\u00e4ndern wird und uns sch\u00f6ner, besser, reicher oder kl\u00fcger macht. Das eigentliche Buch besteht dann aus einer Abhandlung der Dinge, die wir alle schon wussten: unendlich gro\u00df aufgeblasen und als gr\u00f6\u00dftes Geheimnis \u00fcberhaupt verkauft. Man ist einfach entt\u00e4uscht.<\/p>\n

Aber wie kommt es, dass auf einen Fitzek-Kritiker gleich drei fanatische Bef\u00fcrworter kommen? Wie kann es sein, dass dieser Mann so viele begeisterte Anh\u00e4nger hat, die ihm das alles abnehmen? Selbst der anspruchsloseste Leser muss doch merken, wenn man ihn f\u00fcr dumm verkaufen will?<\/p>\n

Ganz ehrlich? Ich wei\u00df nicht, was da passiert. Man kann es nicht einmal auf die geschickte Marketing-Maschinerie schieben, denn sein erster Psychothriller „<\/span>Die Therapie„<\/span> wurde in einer kleinen Auflage ohne gro\u00dfe Werbegeschichten ver\u00f6ffentlicht. Es war tats\u00e4chlich die Mund-zu-Mund-Propaganda und die Begeisterung seiner Leser, die ihm zu seinem Erfolg verholfen haben. Mittlerweile konnte er auch schon die ersten Filmrechte verkaufen und seine Romane auf dem amerikanischen Markt positionieren. Ein unglaublicher Erfolg f\u00fcr Autoren, die nicht gerade G\u00fcnter Grass oder Frank Sch\u00e4tzing hei\u00dfen.<\/p>\n

Wir k\u00f6nnen Euch aber nur davon abraten, die B\u00fccher zur Hand zu nehmen. Oder seid zumindest so schlau und leiht sie Euch von Freunden oder in der Bibliothek aus, um kein Geld aus dem Fenster zu schmei\u00dfen.
\nWer generell an solchen Psychothemen interessiert ist, sollte sich lieber Filme wie „<\/span>The Game„<\/span>, „<\/span>Hide and Seek„<\/span> oder „<\/span>The Sixth Sense„<\/span> anschauen. Von denen hat Sebastian Fitzek n\u00e4mlich kr\u00e4ftig abgekupfert (oder um es in Autorensprache zu formulieren \u2013 sich inspirieren lassen). Der Unterschied ist, dass die Szenerie auf dem Bildschirm tats\u00e4chlich funktioniert und man als Zuschauer auf h\u00f6chsten Niveau unterhalten, statt ver\u00e4ppelt wird.<\/p>\n

Ihr k\u00f6nnt – wenn ihr denn wollt – die Romane\u00a0 von Sebastian Fitzek\u00a0 und weitere B\u00fccher online bestellen. Beispielsweise \u00fcber shopping.com oder Amazon.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Sebastian Fitzek ist der Popstar der deutschen Literaturszene. Und das liegt nicht nur daran, dass er unglaublich sympathisch, locker, humorvollRead the Rest…<\/a><\/p>\n

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