Wäre „Rostfrei“ kein Buch sondern ein Film, würde er unter der Kategorie „Roadmovie“ zu finden sein. Die durchgeknallte Story dreht sich um die 97-jährige Juliane Knop. Nach 80 scheußlichen Ehejahren mit Heiner flüchtet sie eines Nachts in ein neues Leben.
Zu Beginn ihrer Reise lernt Juliane den neurotischen Gerichtsmediziner Jason kennen. Die dramatische Lebensgeschichte der alten Dame macht ihn fassungslos. Er schmiedet einen bizarren Plan, der Juliane zu ihrem Eigentum, ihrem Geld und dem Verlust von Heiner verhelfen soll. Bald umgeben von einem Haufen Chaoten, entdeckt die wissbegierige Juliane das 21. Jahrhundert. Sie googelt, guckt Pornos und trägt das neu erlernte Wissen mit hemmungsloser Naivität weiter. Wacker schlägt sie sich durch jedes üble Abenteuer, das ihr „Wohltäter“ Jason ihr einbrockt. Sie wird beinahe verbrannt, modelt für den Pathologieassistenten als „echte“ Leiche, duelliert sich mit einem Fernseh-Spitzenkoch und wird zu guter Letzt noch zur Fahndung ausgeschrieben.
Der Roman startet mit einem 36-seitigen Rückblick, in dem Juliane Knop aus ihrem Leben erzählt. Unglaubliches Bedauern über das entbehrungsreiche Leben der sympathischen und talentierten alten Dame macht sich beim Leser breit. Die Autorin hat den Absprung vom Rührseligen zur Action punktgenau getroffen. Mühelos schubst sie den Leser in Julianes wunderlichen Neuanfang.
Abstruse Charaktere und Ereignisse sorgen für andauerndes Lesevergnügen. Steffi von Wolff führt überwiegend im Dialogstil durch die Story. Wir Leser sind somit an „vorderster Front“ dabei. Tempogeladen geht es von einer grotesken Szene zur nächsten. Keine Seite ohne Lacher. Textliche Ausschweifungen haben bei Steffi von Wolff keine Chance. Bei der zügigen Schreibweise stellt das Weglegen des Buches eine kleine Herausforderung dar. Mit Juliane Knop auf Abwegen zu sein, bereitet einen irrsinnigen Spaß. Die Schlussszene ist genauso absurd wie alle anderen Geschehnisse, die der Feder der Autorin entsprungen sind. Gekonnt versteht sie es, den Leser lächelnd und zufrieden aus dem Roman zu entlassen.
Flüssiger Schreibstil, sarkastischer Humor und eine unberechenbare Handlung zeichnen die Geschichte um die herzige alte Lady aus. Eine seichte Lektüre mit Tiefgang.
Steffi von Wolff wurde am 08. März 1966 bei Frankfurt am Main geboren. Einige Jahre arbeitete sie als Redakteurin und Moderatorin für verschiedene Radiosender. 2003 veröffentlichte sie ihren ersten Roman „Fremd küssen.“ 50.000 Exemplare verkauften sich bereits in den ersten 2 Monaten. Seither hat Steffi von Wolff 11 heitere Romane veröffentlicht. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg und ist freiberuflich als Autorin für Magazine und TV-Produktionen tätig.