Der beziehungsgebeutelte Thilo Mischke schließt in Bierlaune eine Wette ab. Er möchte eine Weltreise starten und 80 Frauen unterschiedlicher Herkunft flachlegen. Gewinnt er die Wette, erstatten ihm seine Freunde die Kosten der Reise. 80 Ziffern auf einer Nummernrolle sollen helfen den Überblick zu bewahren. Der Roman verspricht die wahren Erlebnisse des Autors zu erzählen.

Langweiliges Abenteuer
Ich freute mich ferne Orte und die dortigen Gepflogenheiten kennenzulernen. Besonders interessierte mich natürlich das ländertypische Balzverhalten. Nach dem ersten Kapitel wird klar, dass die Idee der dubiosen Wette zwar in Bierlaune, aber nicht aus Jux entstanden ist. Der Liebeskummer um die Verflossene treibt Thilo zur Flucht in die Weiten und Tiefen der Welt und ihrer Frauen. Gerne zerfließt er vor Selbstzweifel, verliert aber dankenswerterweise nie seinen Auftrag aus den Augen. Die ersten Bettgeschichten ereignen sich schnell. Hätte der Autor sie ausgelassen, mir wäre nichts abgegangen. Er scheint nicht nur die Reise über sich ergehen zu lassen, sondern auch die Frauen. Ich bekam immer mehr das Gefühl, das Tagebuch des beziehungsgeschädigten, sich selbst therapierenden Autors zu lesen. Die Ex hat mehr Präsenz als die Frauen mit denen er ins Bett steigt oder die Länder in denen er auf Tour ist. Die sterile und frustrierte Erzählweise unterhielt mich nur indem es mich nervte. Lediglich der einfache Schreibstil und die Hoffnung auf bald einsetzenden Witz trieben mich weiter im Text. Im Laufe der Reise würde der Autor schon zu Humor und Ironie finden. Aber nein, der Herzschmerz verfolgt Thilo hartnäckig. Dass der Weltenbummler seine Wette verlieren würde kristallisiert sich schnell heraus. Selbstmitleidig und besoffen wartet er in Clubs bis sich ihm ein „Weibchen“ an den Hals wirft. Als ihm wegen einem fehlenden Visum die Weiterreise verwehrt wird beginnt er zu flennen und staubt unerwarteten Mitleidssex ab. Vom abenteuerlustigen und charmanten Womanizer auf den ich aufgrund des Titels geschlossen hatte keine Spur. Ich fand zu keiner der Figuren Zugang. Alle wirkten auf mich fad und unpersönlich.

Fazit
Die Sex Sells-Nummer hat bei mir einwandfrei funktioniert. Der Titel ist grandios gewählt und ich fühle mich davon hinters Licht geführt. Erkenntnisse über fremde Kulturen und deren Liebesspiel haben sich mir nicht eröffnet. Stattdessen las ich das Tagebuch eines gefrusteten Mannes, dessen Reise hoffentlich eindrucksvoller und humoriger war als das Buch.