Was passiert, wenn wir die Möglichkeit haben, den Tod rückgängig zu machen? Diese verlockende Gabe macht sich der Roman „Friedhof der Kuscheltiere“ zum Thema und bietet Fans des Horrors für 9,99 Euro eine packende Odyssee des Grauens.

Der Arzt Louis, Mutter Rachel, Tochter Eileen, Baby Gage und Kater Church bilden die Familie Creed und ziehen in das Städtchen Ludlow, einem abgelegenen, idyllischen Ort. Einzig die stark befahrene Hauptstraße bringt das Bild der Ruhe etwas ins Wanken.

Nachdem Louis die Frau des Nachbarn Judd nach einem Herzanfall das Leben rettet, vertraut dieser ihm zum Dank ein mysteriöses Geheimnis an. Hinter den dunklen Wäldern befindet sich die Begräbnisstädte der Micmac-Indianer, ein Friedhof mit übernatürlichen Kräften. Tiere, die dem Tod zum Opfer fielen und begraben werden, kehren ins Leben zurück. Louis ahnt noch nicht, dass er diese geheimnisvollen Kräfte bald auf die Probe stellen wird.
Denn bereits kurze Zeit später legt sich ein erster Schatten auf die Idylle. Der Familienkater Church wird auf der Schnellstraße von einem Auto erfasst und erliegt seinen Verletzungen. Um seiner Tochter Leid zu ersparen, verschweigt Louis den Tod des geliebten Familienkaters und begräbt ihn auf dem sagenumwobenen Indianerfriedhof. Und Judd soll mit seinen Worten Recht behalten: Der Kater kehrt kurze Zeit ins Leben zurück, jedoch mit beunruhigenden Wesenszügen und nur noch als Phantom seiner selbst.

Kurz darauf kommt es schließlich zur Katastrophe: In einem unachtsamen Moment der Familie, gerät der 2-jährige Sohn Gage auf die Straße und erleidet einen tödlichen Unfall. Geplagt von Schuldgefühlen, gerät Louis in einen regelrechten Wahn und stellt sich kurzerhand die Frage, was passiert, wenn man einen Menschen auf dem magischen Friedhof begräbt. Allen eindringlichen Warnungen seines Nachbarn zum Trotz, lässt Louis der Gedanke nicht los. Er macht sich mit seinem toten Sohn auf den Weg in die Wälder und erkennt schnell, dass man sich nicht mit Kräften einlassen soll, die man nicht versteht.

Ein schicksalhafter Gewissenskonflikt und seine unheilvollen Folgen

Beim Lesen des Romans wird der Leser schnell in den schicksalhaften Gewissenskonflikt des Protagonisten Louis Creed einbezogen und setzt sich mit so mancher unvermeidlichen Frage auseinander. Was wäre, wenn man verstorbenen Familienmitgliedern wieder Leben einhauchen könnte und sie niemals an den Tod hergeben muss? Wäre dies nicht das größte Geschenk überhaupt?

Stephen King gelingt es einmal mehr, Idylle und Grauen in einer fesselnden Geschichte zu vereinen und den Horror vor allem in den Menschen selber zu ergründen. Mit viel Spannung verleiht er seinen Figuren Charakter und weiß diese perfekt zu präsentieren. Ob nun der geheimnisvolle Victor Pascow, dem bereits früh eine symbolische Bedeutung zuteil wird, der väterliche Nachbar Judd Crandall, der in seiner Fürsorge ungewollt den Stein ins Rollen bringt oder aber Louis Creed, der ein seinem Wahn schließlich die entscheidenden Fäden zieht.

Die Personen-Charakterisierung, gepaart mit einer zunehmend angsteinflößenden Atmosphäre fesseln den Leser bereits auf den ersten Seiten und lassen schon zu Beginn der Geschichte so manch dunkle Vorahnung aufkommen. Mit jedem Kapitel wird der Leser tiefer in den Horror eingeführt und möchte an so mancher Stelle den Lauf der Dinge nur zu gerne verhindern.

Stephen King treibt seinen Lesern bis zum Schluss eine Gänsehaut in den Nacken und lässt sie in den richtigen Momenten im Ungewissen.

Obgleich der Roman zweifelsohne zu den Meisterwerken Kings gehört und auch so manch Lesefaulen packen wird, ist doch der ein oder andere Kritikpunkt nicht von der Hand zu weisen. So lässt sich die Tatsache, dass Louis trotz seines Wahns das Bild eines rational denkenden Menschen aufrechterhält, durchaus bemängeln. Denn auch vor dem Hintergrund übernatürlicher Kräfte kann der Widerspruch seines Denken und Handelns durchaus nicht gerechtfertigt werden.

Friedhof der Kuscheltiere – das Grauen beginnt auf der ersten Seite

„Friedhof der Kuscheltiere“: Was sich zunächst niedlich und verspielt anhört, entwickelt sich schnell zu einer Fahrt des Grauens.

Stephen King gelingt es perfekt, den Spannungsbogen bis auf die Spitze zu treiben und seine Leser in das Geschehen eintauchen zu lassen. Man fiebert und zittert mit dem Protagonisten Louis und möchte ihn zu gerne eindringlich vor den unheilvollen Folgen warnen.

Und wer mit dem Film glaubt, die Geschichte zu kennen, der irrt gewaltig. Der Horror beginnt hier auf Seite 1 und lauert bereits hinter der beschaulichen Idylle.