Ein neuer Fall für Barbarotti, dabei hat der eigentlich ganz andere Sorgen. Es kommt aber auch alles zusammen. Fehlendes handwerkliches Geschick, Pech und Mariannes Bruder. Schlimmer als ein Geschwür am Arsch. Und zu allem Überfluss dieser mysteriöse Fall mit dem sonderbaren Herrn Roos.

Valdemar Roos um die 60 führt eigentlich ein langweiliges Leben. Er geht arbeiten, kommt heim, ist von Frau und Kindern genervt, versteckt dies aber hinter einer Gleichgültigkeit, wie nur Nesser sie beschreiben kann. Ein Lottogewinn ändert alles. Roos sagt keinem etwas, kauft sich eine Hütte im Wald und kündigt seinen Job. Seine Familie denkt, er geht arbeiten, dabei sitzt er im Wald und gibt sich seinen philosophischen und poetischen Ergüssen hin. Bis Anna auftaucht.

Beide verschwinden. Es gibt Tote und viele Fragen. In dem Nesser eigenen Stil begleitet der Leser das ungleiche Paar auf seiner Flucht und wird zwischendrin durchaus auch einmal von Roos‘ abstrusen Gedanken gelangweilt. Während das B-Team Barbarotti und Backman ermittelt, heilt die familiäre Welt des Einen, während die der Anderen zerfällt.

Für Freunde der rasanten Entwicklung ist die Kennenlernphase der Protagonisten wohl zu lang. Ausführlich werden Kauz Roos und die nicht Therapie bereite Anna – warum sonst ist sie abgehauen? – einem Profiling unterzogen. Am Ende kann man Anna verstehen und sich was Herrn Roos angeht nur wundern. Wie lange braucht es, bis ein Mensch vor langer Weile stirbt? Herr Roos beweist es: Mehr als 59 Jahre.

In der zweiten Hälfte des Buches wird es endlich spannender. Erste Spuren und Spekulationen, die sich allerdings als falsch erweisen. Mit normalem Menschenverstand ist Herrn Roos einfach nicht beizukommen. Der Leser weiß das seit der ersten Seite, Barbarotti erst wesentlich später.

Nesserfreunde werden nicht enttäuscht mit diesem Buch. Erstnesserleser könnten, aufgrund der langatmigen Einleitung und der Groteske mit der Herr Roos daherkommt, dazu neigen, das Buch nach den ersten 100 Seiten wegzulegen.

526 Seiten und am Ende noch Raum für Vermutungen, erschienen im btb für 9,99 €.