Weihnachten steht vor der Tür und damit der wohlverdiente Urlaub, in dem man es sich auf der Couch mit einem guten Buch richtig gemütlich machen kann. Was würde sich zum Fest der Liebe mehr anbieten, als eine romantische Liebesgeschichte? Richtig, nichts. Also machte ich mich auf die Suche nach neuer Lesekost und stieß dabei unmittelbar auf „Das Rosie-Projekt“ von Graeme Simsion. Liebe als herausforderndes Unterfangen? Meine Neugier setzte sich durch und das gute Stück landete für 9,99 Euro in meinem Einkaufswagen.
Er ist 39, durchtrainiert, intelligent und genießt als Professor für Genetik einen hohen Status. Doch Don ist anders als andere. Jeden seiner Tage hat er minutengenau durchgeplant und verbannt gänzlich unproduktive Teile seines Lebens aus dem Kalender, um sich voll und ganz auf seinen Job zu konzentrieren.
Spontane Treffen mit Bekannten sowie Unpünktlichkeit sind Don gänzlich fremd und haben in seinem Leben nichts zu suchen.
Alles könnte perfekt sein, fehlte nicht noch eine liebende Partnerin an seiner Seite. Doch Don ist nur schwer zufriedenzustellen und auch mit Blinddates kann der gebildete Forscher wenig anfangen. Was wäre also naheliegender, als die Suche nach einer passenden Frau ebenfalls wissenschaftlich anzugehen? Also startet Don das Ehefrau-Projekt und macht sich auf die Suche nach der perfekten Frau für ihn. Um das Ganze möglichst effizient zu halten, entwickelt er einen 16-seitigen Fragebogen, um gleich zu Beginn eine Vorauswahl zu treffen und unpassende Exemplare binnen Sekunden auszusortieren.
Das Chaos ist perfekt, als kurze Zeit später Rosie in Don’s Leben auftaucht und seine streng geordneten Bahnen gänzlich durcheinander wirft. Als rauchende Barkeeperin und notorische Zuspätkommerin fällt Rosie bereits nach dem ersten Kennenlernen durch Don’s Raster. Allerdings hat sie es lediglich auf sein Können als Genetiker abgesehen, da sie auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater ist.
Don möchte der jungen Chaotin helfen und hat nun die Aufgabe, ganzen 41 Männern unauffällig ihre DNS zu entwenden und analysieren.
Doch obwohl seine Beziehung zu Rosie zunächst rein beruflicher Natur ist und sie das absolute Gegenteil seiner Traumfrau ist, soll Don schnell merken, dass Gefühle nicht mit reiner Logik zu erklären sind.
Verquer, herzerwärmend, aber vorhersehbar
Mit seinem flüssigen Schreibstil und gekonnten Wortwitz lässt Graeme Simsion seine Leser unmittelbar in die Gefühlswelt des etwas „anderen“ Don eintauchen. Obwohl die Handlung aus Don‘s Perspektive geschildert ist und auf den ersten Blick ohne gefühlsbetonte Sprache auskommt, fällt sie doch vor allem zwischen den Zeilen sehr herzerwärmend aus. Denn eben diese verquere und pedantische Herangehensweise an das Leben macht Don zu einer liebenswürdigen Figur mit Ecken und Kanten. Dabei schreibt der Autor stets mit einem Augenzwinkern und bringt mit Tragik, Komik und Lebensweisheit alle schmackhaften Zutaten für eine gelungene Lesekost zusammen.
Dennoch folgt auch dieser Roman vielen vergleichbaren Werken seines Genres. Wenn auch die Protagonisten sehr speziell und interessant ausfallen, wird der Plot bereits sehr früh vorhersehbar und weiß den Leser nicht wirklich zu überraschen. Auch die richtige Balance zwischen Kitsch und Komödie ist Graeme Simsion nicht durchweg gelungen.
Fazit: Eine etwas andere Liebesgeschichte
Wer auf der Suche nach einer etwas anderen Liebesgeschichte ist, sollte „Das Rosie-Projekt“ von Graeme Simsion in jedem Fall unter die Lupe nehmen. Mit wunderbarer Leichtigkeit und vielen Lachern wird die Selbstfindung eines interessanten Protagonisten erzählt. Eine schräge Liebesgeschichte, die mit viel Herz und dem richtigen Schuss Ironie daherkommt und sich gekonnt von eintönigen 0815-Schnulzen abheben kann.