Ja, nun hat die „Sucht“ auch von mir Besitz ergriffen und ich bin mittlerweile ein bekennender Fan der Serie „Game of Thrones“. Da jedoch das geschriebene Wort auf mich einen noch viel größeren Reiz ausübt, bin ich schon seit geraumer Zeit um die Buchreihe „Das Lied von Eis und Feuer“ herumgeschlichen. Nun hat meine Neugier schließlich Überhand genommen und so wanderte der erste Teil der Reihe „Die Herren von Winterfell“ zu einem Preis von 15,00 Euro in meinen Einkaufswagen. Die Reise nach Winterfell konnte also beginnen.

Eddard Stark ist der Herrscher von Winterfell, das nördlichste Reich der sieben Königslande und lebt dort mit seiner Frau Catelyn und seinen Kindern ein ruhiges und zufriedenes Leben.

Bis zu dem Tag, als sein alter Freund Robert Baratheon, der seit einigen Jahren König ist, wieder in sein Leben tritt. Dieser bittet Stark, ihn an seinen Hof zu begleiten und als seine rechte Hand zu unterstützen.

Trotz vieler Zweifel gibt Stark dem Drängen des Königs nach und fällt damit eine Entscheidung, die seine Familie für immer zerreißen wird. Während seine Töchter Sansa und Ayra ihn zum Königssitz folgen und sein ältester Sohn Robb die Herrschaft von Winterfell übernimmt, schließt sich sein Bastardsohn Jon den Kriegern der Nachtwache an.

In Königsmund angekommen, erwartet Eddard Stark ein Netz aus Intrigen, Machtkämpfen und Geheimnissen. Usurpatoren wollen an der Macht bleiben und einstmals Verdrängte, wollen den verlorenen Thron wiedererlangen. Spätestens jetzt wird deutlich, dass der Serientitel “Game of Thrones“ nicht hätte zutreffender sein können, denn den Leser erwartet ein wahrer Wettkampf um Herrschaft und Macht.

Da der Ort des Geschehens die Sieben Königreiche sind, liegt es natürlich auf der Hand, dass die Abenteuer rund um den Stark-Clan nur einen von vielen Handlungssträngen darstellen.

So gäbe es da beispielsweise noch die aus dem Drachengeschlecht der Targaryen übrigen Abkömmlinge Daenerys und Viserys, die als letzte ihrer Art die große Schlacht überlebt haben. So scheut Viserys, einzig von dem Gedanken getrieben, den eisernen Thron für sich zu beanspruchen, nichtmal davor, seine Schwester Daenery an Khal Drogo, den einflussreichsten Reiterfürsten der Dothraki, zu verkaufen. Ein Handel, durch den er sich erhofft, seinen rechtmäßigen Lohn endlich zu erhalten und König zu werden. Doch auch seine Schwester gewinnt durch die Verbindung zu Khal Drogo zusehends an Ansehen und aus einstigen Geschwistern werden schnell Feinde.

Komplexe Handlungsstränge – wenig Fabelwesen

Der Autor hat eine Welt erschaffen, die durch Vielschichtigkeit und Komplexität zu beeindrucken weiß. George R.R. Martin zieht den Leser mit jeder Seite mehr und mehr in seine fantastische Welt und lässt ihn diese mit allen Sinnen wahrnehmen. So spürt man gemeinsam mit Jon Schnee die nächtliche Kälte auf den Wachtürmen und kann sich ebenfalls dem herzhaften Bratenduft so manch wärmender Halle hingeben.

Sämtliche Charaktere besitzen dabei ihre ganz besonderen Eigenschaften und sind ausgesprochen gut herausgearbeitet. Der Übergang zwischen Gut und Böse ist quasi fließend und wirklich trauen kann man in dieser Geschichte niemandem.

Wer sich nun gemäß „Herr der Ringe“ auf eine Armee von Fabelwesen freut, wird von diesem Buch jedoch enttäuscht sein. Für einen puren Fantasy-Roman fehlt es dem Werk an sprachlicher Magie sowie dem gewissen Zauber, der dem Leser in jedem noch so kleinen Grashalm begegnet. Das tut dem Buch aber keinen Abbruch, denn auch eine fantastische Mittelalterwelt weiß zu überzeugen.

Fazit: Ein gelungener Auftakt, der nicht nur Fantasy-Fans anspricht

George R.R. Martin eröffnet hier ein Epos, das den Leser schnell in seinen Bann zieht und ihn auf eine ereignisreiche Reise mitnimmt, in der ihn viele große und kleine Abenteuer erwarten. Wer komplexe Handlungsstränge liebt und klirrender Kälte die Stirn zu bieten weiß, wird diesen Roman nicht so schnell aus der Hand legen. Ein gelungener Auftakt zu einer spannenden Reise durch imposante Königreiche.