Seit meinem Kanarenurlaub vor fünf Jahren, als mir ein zunächst unauffällig anmutendes Buch mit dem Namen „Die Mütter-Mafia“ in die Hände fiel, ist es um mich geschehen und Kerstin Gier mauserte sich quasi über Nacht zu einer meiner Lieblingsautorinnen. Da ich mich zudem noch heute für den frischen Wind behutsam erzählter Jugendromane begeistern kann, weckte sogleich Gier‘s Roman „Rubinrot“ meine Aufmerksamkeit, der zu einem Preis von 15,99 Euro den Auftakt zu einer spannenden Edelstein-Trilogie bildet.

Zur Handlung: Die 16-jährige Gwendolyn, auch Gwen genannt, führt ein ganz normales Teenagerleben, wenn man mal die magische Seite ihrer Familie vernachlässigt. Denn dieser wurde ein ganz besonderes Zeitreise-Gen verliehen, welches nur an ganz bestimmte Nachkommen vererbt wird.

Da ist es nicht erstaunlich, dass Gwendolyn ihr ganzes Leben lang im Schatten ihrer Cousine Charlotte stand, die gemäß Vorhersagen als letzter Nachkomme das Zeitreise-Gen geerbt haben soll und damit den Kreis der zwölf Zeitreisenden in ihrem Stammbaum schließt.

Umso überraschender ist es für Gwendolyn, als sie es plötzlich ist, die quasi über Nacht durch die Zeiten springt und sich in ihrer heimischen Straße inmitten einer Reihe von Oldtimern wiederfindet.

Als ob das nicht schon genug Verwirrung stiftet, muss Gwen dem Willen ihrer Familie folgen und sich vielfachen Herausforderungen stellen. Um auch gut für ihre Abenteuer gewappnet zu sein, wird ihr ein weiterer Zeitreisender Gideon, ein männlicher Genträger aus der Familie de Villiers an die Seite gestellt, mit dem sie gemeinsam verschiedenste Aufgaben erfüllen muss. Wenn auch der arrogante Schönling für ordentlich weiche Knie bei der tollpatschigen Gwen sorgt, bleiben ihr seine eigentlichen Absichten stets verborgen. Und auch die zunächst witzig erscheinenden Reisen in die Vergangenheit bergen sehr viel mehr Gefahren als zunächst vermutet. Ein rätselhaftes und riskantes Abenteuer beginnt, bei dem Gwen letztlich nicht nur die Zeit, sondern auch ihr Herz verliert.

Stil: Liebevoll inszenierte Geschichte, die leider erst zum Ende wirklich beginnt

Mit „Rubinrot“ liefert Kerstin Gier einen Roman, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt und für frischen Wind im Fantasy-Genre sorgt. Mit ihrem lebendigen und fantastischen Schreibstil zieht die Autorin ihre Leser unmittelbar in ihren Bann und entführt sie in ihre ganz eigene Welt. Trotz zügigem Voranschreiten der Geschichte büßt der Roman nichts an seiner Komplexität und Tiefe ein. Auch die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet, sodass der Leser sich unmittelbar mit ihnen identifizieren kann.

Trotz einer fantasievollen Geschichte und liebevoll inszenierten Figuren wird der Leser jedoch wirkliche Spannung in diesem Roman vermissen. So nimmt die Geschichte erst zum Ende hin richtig Fahrt auf, sodass das ganze Buch letztlich eher wie eine etwas längere Einleitung erscheint. Auch bedient Kerstin Gier hier sämtliche Klischees, sodass die Story streckenweise sehr vorhersehbar wird.

Fazit: Ein seichter Jugendroman für zwischendurch

Mit „Rubinrot“ liefert Kerstin Gier einen kurzweiligen und leichten Jugendroman, der jeden Leser ansprechen wird, der sich noch ein Stück kindlichen Humor bewahren konnte. Wenn auch Gier das Fantasy-Genre mit diesem Roman zweifelsohne nicht neu erfindet, liefert sie ihren Lesern eine Geschichte mit schwärmerischen, wenn auch schwarz-weiß malenden Fantasy-Elementen.