Der Kinofilm „Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott“ ist ja aktuell in aller Munde und hat zugegeben auch mich durchaus neugierig gemacht. Und da ein Film zweifelsohne nur selten mit dem dazugehörigen Buch mithalten kann, landete der Bestseller für 9,99 Euro in meinem Einkaufswagen.
Zur Handlung: Mack ist glücklicher Vater und blickt auf ein harmonisches Familienleben mit seiner gläubigen Frau Nan und seinen fünf Kindern zurück.
Als er eines Tages mit seinen Kindern Josh, Kate und Missy zu einem Campingausflug aufbricht, ahnt er nicht, dass dieser Tag alles verändern soll. Als Kate und Josh mit ihrem Kanu umkippen, fällt Josh dabei so unglücklich, dass er zu ertrinken droht. Mack kann seinen Sohn gerade noch retten und lässt Missy dabei einige Minuten aus den Augen. Ein folgenschwerer Fehler, denn in einem unbeobachteten Moment verschwindet das kleine Mädchen wie vom Erdboden. Die Polizei beginnt sofort mit einer großräumigen Suche und kann nur noch das blutgetränkte Kleid von Missy in einer abgelegenen Blockhütte ausfindig machen. Spätestens jetzt besteht kein Zweifel mehr, dass das Mädchen einem Serientäter zum Opfer gefallen ist, der bereits einige Mädchen auf dem Gewissen hat. Gefasst werden konnte er jedoch nie.

Mit diesem Tag bricht für Mack eine Welt zusammen und er schottet sich zunehmend von seinen Mitmenschen ab. Selbst seine Frau und Kinder finden keinen Zugang mehr zu ihm.

Es ziehen einige Jahre ins Land, als Mack eines Tages einen rätselhaften Brief mit der Einladung in die Blockhütte erhält, dem Ort des tragischen Unglücks. Unterzeichnet ist der Brief mit dem Wort „Papa“. Während Mack zunächst an einen geschmacklosen Streich denkt, erinnert er sich, dass seine Frau Nan, Gott stets als Papa bezeichnet hat. Trotz bestehender Zweifel siegt seine Neugier und er beschließt, der Einladung zu folgen.

Wenn auch es Mack viel Überwindung kostet, sich der Hütte überhaupt zu nähern, ahnt er nicht, was ihn im Inneren erwartet.

Denn nicht nur die kalte Umgebung gleicht mit einem mal einem paradiesischen Garten, vielmehr macht er mit drei übernatürlichen Personen Bekanntschaft.

So erscheint ihm Gott als eine freundliche afroamerikanische Frau, die mit Vorliebe kocht und vorzugsweise Papa genannt werden möchte. Dann ist da noch eine kleine Asiatin Sarayu, die den Heiligen Geist sowie ein Tischler, der Jesus verkörpert. Doch Mack lernt nicht nur die heilige Dreifaltigkeit, sondern vor allem sich selbst kennen und begibt sich auf eine fantastische Reise zu seinem eigenen Ich und seinem tiefsten inneren Schmerz.

Menschlich und einfühlsam

Wenn auch das „Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott“ zunächst wie ein Fantasy-Krimi beginnt, mündet die Geschichte schon bald in einen essentiellen Austausch, der sich den zentralen Fragen des Lebens nähert.

Warum lässt Gott zu, dass soviel Leid in der Welt geschieht? Aus welchem Grund existieren wir? Warum darf das Böse in der Welt existieren?

Auch wenn der William Paul Young sich hierzu nicht eindeutig äußert, findet doch jeder Leser seine ganz eigenen Antworten in dem Buch. Hier geht der Autor so einfühlsam und offen vor, dass sich die Lektüre keinesfalls nur für Christen eignet, sondern auch für Nicht-Gläubige viele Denkanstöße bietet.

Statt Dogmen und Belehrungen offeriert das Buch dem Leser die Möglichkeit, seine ganz eigene Sichtweise zu bilden, ohne dabei in eine Richtung gedrängt zu werden.

Vor allem Mack ist mit seiner Trauer, seiner Wut und seinen Fragen sehr menschlich gezeichnet und durchläuft eine beeindruckende Entwicklung, die es ihm ermöglicht, sich selbst und anderen wieder zu vergeben.

Wenn auch der Leser gerade dank des einfaches Schreibstils schnell Zugang zu der Geschichte findet, entpuppt sich die Darstellung der Dreifaltigkeit doch zeitweise als etwas zu bunt und kitschig.

So wird zum Teil in Dauerschleife gewitzelt, sodass sich das Geschehen zunehmend in einem Gewirr aus Zuckerguss vereint, das dem Buch die gewünschte Tiefe nimmt. Auch wäre eine feinere Ausarbeitung der Charaktere wünschenswert gewesen, da diese sich mitunter zu klischeebehafteten Karikaturen entwickeln.

Fazit: Ein Buch, auf das jeder sich einlassen sollte

 Mit „Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott“ präsentiert William Paul Young ein gelungenes Werk, das den Leser gekonnt in die Welt der Spiritualität entführt.

Anrührend verbindet der Autor sensible Themen und ermutigt den Leser dazu, nie die Zuversicht zu verlieren.

Dabei belehrt er an keiner Stelle, sondern eröffnet vielmehr neue Sichtweisen, sofern man sich auf diese einlassen möchte.