Nun da die Zeit der verregneten Nachmittage wieder naht, war es an der Zeit, mich wieder mit einem spannenden Roman auszurüsten. Ein packender Thriller sollte es werden, hoffentlich wieder ein Exemplar, das sich nur schwer aus den Händen legen lässt. Also ging es auf die Suche und schon bald stieß ich auf den ebenso interessanten wie mysteriösen Titel „Der Verehrer“. Na, für Freunde des Nervenkitzels beginnt doch schon hier das Kopfkino. Also landete der Wälzer für 9,99 Euro in meinem Einkaufswagen und das Schmökern konnte beginnen.

Zur Handlung: Leona führt ein erfülltes Leben in festen Bahnen. Sie ist glücklich verheiratet, liebt ihren Job und kann sich zudem noch an ihrer kleinen Familie erfreuen. Doch eines Tages wird sie Zeugin einer grausigen Tat: eine junge Frau stürzt sich vor ihren Augen aus einem Hochhaus in den Tod. Gelähmt vor Schock, vernimmt sie noch letzte rätselhafte Worte der Sterbenden: „Nun hat er es endlich geschafft“.

Auch Wochen später lässt sie das Ereignis nicht los und als ihr Ehemann sie zudem kurze Zeit später für seine Geliebte verlässt, bricht für sie eine Welt zusammen.

Doch schon bald folgt ein erster Lichtblick in Leonas Leben. Als sie den ebenso charmanten wie gutaussehenden Robert kennenlernt, ist es völlig um sie geschehen und das Blatt scheint sich zum Guten zu wenden. Überschäumend vor Fürsorge, holt er Leona die Sterne vom Himmel und alles könnte perfekt sein. Könnte. Denn schon bald beginnt die glänzende Fassade des vermeintlichen Traummanns zu bröckeln und Leona fallen zunehmend merkwürdigere, wie auch angsteinflößende Charakterzüge an Robert auf. Seine anfangs noch schmeichelhafte Eifersucht mündet schon bald in pure Aggression und es dauert nicht lange bis Leona klar wird, dass sie ihr Bett mit einem Psychopathen teilt. In der Hoffnung, dem Terror ein Ende zu setzen, trennt sie sich kurzerhand von Robert. Eine Entscheidung, die sie bald bereuen soll, denn nun nimmt der eigentliche Horror seinen Lauf.

Trotz komplex gezeichneter Charakteren sehr vorhersehbar

Charlotte Link versteht es bestens, ihre Leser über mehr als 500 Seiten zu fesseln um ihn immer wieder einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen. Sämtliche Charaktere und Schauplätze beschreibt sie so eindringlich, dass der Leser sich schnell als Teil der Geschichte fühlt.

Ebenso spannend wie komplex sind die Charaktere gezeichnet, insbesondere der des Robert, der sowohl Traummann als auch Psychopath in sich vereint.

Im Laufe der Handlung eröffnen sich dem Leser immer neue Abgründe, die anfänglich nicht annähernd zu erahnen sind. Jedes Mal, wenn der Leser glaubt, auf der richtigen Spur zu sein, lässt Link einen weiteren Vorhang fallen und völlig neue Charakterzüge einer Person kommen zutage.

Soweit so gut, doch auch so mancher Wermutstropfen lässt sich in „Der Verehrer“ nicht leugnen. So wird vielen Lesern wohl relativ schnell klar, dass der Verehrer Robert kein unbeschriebenes Blatt und das Ende sehr leicht vorhersehbar ist. Eine Tatsache, die einiges an Spannung einbüßen lässt und vor allem Fans ausgeklügelter Thriller schnell langweilen wird.

Fazit: Kein Thriller der Extraklasse – aber ein netter Groschenroman für zwischendurch

Summa summarum liefert Charlotte Link mit „Der Verehrer“ einen teils spannenden, wenn auch kurzweiligen „Groschenroman“, der dem Leser so manch regnerischen Nachmittag auf der Couch versüßt.

Wer inhaltlich anspruchsvolle Literatur oder Thriller der Extraklasse bevorzugt, sollte jedoch weitersuchen.