Das lange Warten hat ein Ende. Endlich läuft wieder ein Twilight-Teil im Kino. Teenie- und Frauenherzen auf der ganzen Welt schlagen höher, denn die Liebesgeschichte um Edward und Bella geht weiter.

„Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht“ ist eigentlich der letzte Teil, und damit das Ende der Vampir-Reihe von Bestseller-Autorin Stephenie Meyer. Aber um den Fans mehr bieten zu können (und natürlich auch, um die Umsätze weiter steigern zu können), wollte man, genau, wie bei Harry Potter, zwei Kinofilme aus einem Buch machen. Was derzeit in unseren Kinos läuft, ist also nur der erste Teil von Breaking Dawn.

Ihr seid neugierig, wie es weiter geht, möchtet überhaupt etwas über die Geschichte erfahren, oder wollt wissen, ob es sich lohnt, das Buch zu kaufen? Dann seid ihr hier richtig. Lasst uns diese Fragen einmal gemeinsam erörtern!

 

Inhalt

Die großen Gefühle gehen in die nächste Runde. Die Hochzeit von Bella und Edward steht an. Bella ist nervös, und eigentlich geht ihr alles viel zu schnell, und das ganze Getöse, das die Cullens, und insbesondere Alice, ihre Schwägerin in spe, darum machen, ist ihr zu viel. Aber sie weiß, das ist Edwards Bedingung, damit auch sie zu einem Vampir werden darf, um dann die Ewigkeit mit ihm zu verbringen.

Die anschließende Hochzeitsreise führt die beiden auf eine einsame Insel östlich von Rio de Janeiro. Sie verbringen mehr Zweisamkeit als in allen anderen drei Büchern zusammen, und kommen sich erstaunlich nahe…

… und das bleibt nicht ohne Folgen. Schon kurz darauf stellt Bella fest, dass sie schwanger ist. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, ging doch jeder davon aus, dass man als Vampir seine Zeugungsfähigkeit verliert. Und noch etwas ist komisch an dieser Schwangerschaft: Sie verläuft viel schneller als eine normale, und verlangt Bellas Körper viel ab. Zu viel. Mehr als sie imstande ist, auszuhalten. Die beiden fliegen schnellstmöglich zurück, und bitten Edwards Vater und Arzt Carlisle um Hilfe.

Unterdessen bekommen die Wölfe rund um Jacobs Rudel von dieser Gegebenheit mit, und sind aufgewühlt. Sie sind fest entschlossen, Bella und das unbekannte Wesen in ihr, zu vernichten, weil niemand weiß, welche Gefahr von ihm später eventuell einmal ausgehen könnte. Aber Jacob, der noch immer Gefühle für Bella hat, stellt sich quer, verlässt sein Rudel und wacht Tag und Nacht vor dem Haus der Cullens, um sie zu schützen.

Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, weil ich sonst denjenigen, die das Buch noch nicht kennen, alles vorwegnehmen würde. Nur eines sei gesagt: Am Ende sind es nicht die Wölfe, die die Feinde darstellen. Es kommt zum großen Showdown mit den bereits bekannten und gefürchteten Volturi … der ältesten Vampirfamilie, die in Bellas und Edwards Verhalten eines ihrer Gesetze gebrochen sehen.

Keine Konflikte

Obwohl sich der Inhalt von „Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht“ vielleicht anhört, als würde das Buch vor Konflikten nur so wimmeln, sind das alles mehr Pseudokonflikte. Lauter Probleme, die es in der Form eigentlich nicht geben müsste, und die man dann plötzlich doch ganz einfach lösen kann, ohne dass Schmerz und Verluste die Folge sind. Kein Kampf, keine wirkliche Gefahr – einfach nur Gerede. Am Ende atmet man nicht erleichtert auf, dass die Helden es voller Mut und Tapferkeit geschafft haben, sondern fragt sich enttäuscht „Warum nicht gleich so? Wozu das ganze Drumherum?“

Fremdschämen

Jeder, der behauptet, dass nicht auch die ersten drei Twillight-Teile schon ziemlich kitschig waren, den kann man natürlich nicht wirklich ernst nehmen ;-). Aber in „Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht“ hat Autorin Stephenie Meyer dem Ganzen die Krone aufgesetzt. Die Dialoge zwischen Bella und Edward sind steif und schwülstig, und bündeln eine ganze Welt an Klischees.

Auch der Verlauf der Geschichte ist mehr als peinlich. Nicht nur, dass ein junges Mädchen, das gerade erst 18 geworden ist, schon heiraten muss, auch, dass aus dieser reinen und vor Gott bezeugten Liebe noch ein Kind entsteht, obwohl zuvor eindeutig gesagt wurde, dass das bei Vampiren eigentlich unmöglich ist, ist ein wenig verwirrend. Es passt einfach nicht zu der schüchternen, unschuldigen und tollpatschigen Bella, die sich für alles schämt, und insbesondere für ihre Wortkargheit bekannt ist.

Wie ist der Kinofilm?

Mit dem Film hat man sich erstaunlich nah an die Vorlage gehalten, was für Filmversionen eigentlich ungewöhnlich ist (und bei den letzten drei Teilen auch nicht der Fall war). Sogar einzelne Dialoge wurden 1:1 übernommen.

Im Film findet der Fan aber all das, was Meyer im Buch aufgrund von Scham oder auch Konfliktscheu clever umgangen ist – nämlich die Szenen, in denen Bella und Edward sich wirklich nahe kommen. Eine Menge nackter Haut und sogar etwas Reizwäsche sind zu sehen 🙂

Unterm Strich bekommt man genau das, was man erwartet, unterlegt mit einem tollen Soundtrack, und einer wirklich beeindruckten Maske. Wie man eine tot geweihte und ausgemergelte Bella so überzeugend darstellen konnte, ist beeindruckend: ein dünner, fast magersüchtiger Körper, eingefallene Wangen, ein langes Gesicht, Augenringe – und das alles, obwohl sie kurz davor noch das blühende Leben war.

Lohnt es sich das Buch zu kaufen?

Verglichen mit dem Kinofilm hat man beim Buch einen entscheidenden Vorteil: Man lernt das Innenleben der Protagonisten kennen. Es ist in drei Teile untergliedert, zweimal aus Sicht von Bella und einmal aus Sicht von Jacob. Es hängt dort nicht von den schauspielerischen Qualitäten ab, jeweils zu wissen, was wer denkt. Dadurch entsteht mehr Tiefe und die Charaktere werden komplexer. Wir erfahren, wie sehr es Bella verletzt, dass Edward nicht zu dem Nachwuchs steht, und wie sehr dieser innere Kampf, die Frage, ihr Leben oder das des Kindes, sie wirklich belastet. Und wir sind dabei, wie Jacob sich gegen sein Rudel, gegen seine Familie entscheidet, weil seine Liebe zu Bella so stark ist, dass sie sogar die Feindschaft mit den Vampiren überwinden kann. Im Film wird das alles eher kurz abgehandelt.

Aber leider muss man auch sagen, dass Stephenie Meyer mit diesem Buch nicht mehr an ihre drei Vorgängerromane anknüpfen konnte. In „Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht“ ist alles anders. Bella ist nicht mehr das ruhige Schulmädchen mit den großen und verzückten braunen Augen, und Edward ist nicht mehr der mysteriöse und gefährliche Fremde. Alles, was vorher den Reiz ausgemacht hat – die Unmöglichkeit dieser Beziehung, der Reiz des Verbotenen, die Heimlichtuerei, der Wechsel zwischen Annäherung und Abstand halten, das nicht wissen, wie es weitergehen soll… … all das gibt es hier nicht mehr. Die Autorin hat einen ganz großen Fehler gemacht: Sie hat alles erfüllt, was der Leser sich im Grunde gewünscht hat, und damit für heftige Augendreher gesorgt. Es ist wie bei einem Film. Jeder fiebert mit seinem Helden mit, und wünscht sich ein Happy End. Aber wenn es dieses Happy End dann gibt, und zwar in jedem einzelnen Bereich, und sei es noch so unrealistisch, dann findet man es auch komisch.

Stephenie Meyer hätte ihre Story auch mit einem „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann Leben sie noch heute“ abschließen können.

Es ist eine schwierige Situation. Hätte die Autorin nicht weiter geschrieben oder die Story anders ausgehen lassen, hätten die Fans auch geschimpft. Aber so blieb am Ende von der anfänglichen Geschichte, seiner zarten Romantik und jugendlichen Unbekümmertheit kaum etwas übrig. Alles ist in festen Tüchern, und alles wendet sich in Richtung großer Langeweile.

Fazit

Für echte Fans ist natürlich auch dieser Twillight-Roman ein unbedingtes Muss. Allen anderen sei aber davon abzuraten. Für sich allein steht die Geschichte sowieso nicht, dafür müsste man mit Teil 1 – „Bis(s) zum Morgengrauen“ beginnen.